EAP22 2012 Anne Katharina

Anna Katharina Schulze

RWTH Aachen (Germany)  

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Um die Jahrhundertwende kamen sie in Scharen in die Sanatorien, jener Mischung aus Grand Hotel und Krankenhaus, von der sich Heilung von Tuberkulose oder Asthma, Herzschwäche, Diabetes und der Hektik des Stadtlebens erhofft wurde. Das Sanatorium war nicht nur ein Ort, der Linderung versprach, sondern auch ein Platz, der sich zu Treffpunkt und Spielfläche der gehobenen Gesellschaft entwickelte. Die Liste von bekannten Patienten ist lang.

"Die Anstalt ist für mich ein Federbett, so schwer wie warm. Wenn ich hinauskriechen würde, käme ich sofort in die Gefahr mich zu verkühlen, die Welt ist nicht geheizt."

Kafka, Matliary, 9. März 1921

Diese Zeit ist längst vorbei, auch da die Tuberkulose heutzutage in Deutschland so gut wie ausgestorben ist. Aktualität bekommt das Thema jedoch durch die Gesellschaftskrankheit Neurasthenie. Jährlich erkranken 9.950.000 Erwerbstätige an ihrem "Alltag". Dies führt zu 41.000.000 Krankheitstagen und 3.900.000.000 € Produktionsausfallkosten im Jahr (DAK Jahresbericht, 2011). Ein Zustand mit einer weiterhin deutlich steigenden Tendenz.

Eigentümlich thront das Sanatoriumsgebäude über dem Königsberg. In der Funktion eines Gegenzaubers wiederholt die Umbauung des Raumes das Organ der Krankheit. Die Architektur dient als Abwehrzauber: Balkone, Liegehallen, geöffnete Fenster. Porosität, Durchlässigkeit für die frische Luft, Draußen und Drinnen scheinen aufgehoben, nicht mehr gegeneinander abgegrenzt. Die Liegestunden und Spaziergänge, die geöffneten Balkontüren, Verandatüren, minimale Beheizung der Zimmer und Frischluftkuren dehnen den sinnlich faßbaren Raum des Drinnen in das Geöffnete, Luftdurchlässige des Draußen hinein. Mit ihm verbindet sich die therapeutische Heilungserwartung.

 

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